Crash Team Racing Nitro-Fueled (PS4) im Test – Komplettüberholter Klassiker

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Drei Mal Jump & Run und dann ein actionreiches Rennspiel: Mit seinen beiden PlayStation Maskottchen Crash und Jak hat Naughty Dog das durchgezogen. Nathan Drake bekam jetzt noch keinen Kartracer spendiert – schade eigentlich. Man glaubt es heute kaum noch: Das originale Crash Team Racing wurde tatsächlich von Naughty Dog entwickelt. Ob die Überarbeitung von Beenox überzeugt, verrät unser Test.

Über Jahre hinweg tauchte der Name Crash Team Racing immer wieder auf, wenn Spieler ihre Wünsche äußerten, was sie gern einmal remastered oder als Remake sehen würden. Publisher Activision machte dann irgendwann ernst und reihte den Titel neben den Trilogien zu Spyro und Crash Bandicoot in die Reihe der Klassiker ein, denen man ein komplettes Remake spendierte. Ich habe mich auch gefreut. Dass man Beenox beauftragt hat, die unter anderem einige Skylanders Teile entwickelt hat, war schon mal ein gutes Zeichen.

Ein Spiel wie Crash Team Racing in die aktuelle Zeit zu transportieren, ist sicher auch keine leichte Aufgabe. Optisch muss eine Überarbeitung her, das ist ganz klar. Doch was man macht mit dem Gameplay? Auch, wenn es vielleicht nicht jedem bewusst ist: 1999 haben Rennspiele noch ganz anders funktioniert als heute. Und so kommt es, dass Crash Team Racing Nitro-Fueled eine durchaus ungewöhnliche Erfahrung ist – im Guten wie im Schlechten.

Crash und Konsorten mit Vollgas auf den aktuellen Konsolen unterwegs!

Gas auf X, Drift mit Anspruch

Es ist ungewöhnlich, dass man nicht mit den Schultertasten beschleunigt und bremst, zumindest, wenn man ein Rennspiel auf der PlayStation oder der Xbox spielt. Doch damals, zu Zeiten der PS1 und PS2, war das natürlich Standard. So auch in Crash Team Racing Nitro-Fueled. Aller anderen Modernisierungen zum Trotz hat man auf alternative Steuerungskonzepte auch komplett verzichtet.

Habe ich kürzlich bei Meow Motors noch gesagt, dass der Switch ein analoges Gaspedal guttäte, verzichtet man hier ganz bewusst darauf: So erfordert der Turbo zum Rennstart etwas Fingerspitzengefühl, geht aber nach den ersten Starts auch sehr gut von der Hand. Selbiges gilt für die Driftmechanik: Die funktioniert hier weder auf Knopfdruck noch gibt es automatisch für eine bestimmte Driftdauer einen Turboboost.

Das Driften funktioniert in Crash Team Racing Nitro-Fueled mit etwas mehr Anspruch: So drückt man eine der oberen Schultertasten zum Springen, lenkt hart ein und gerät so in den Drift. Im richtigen Moment die andere Schultertaste gedrückt, erhält man einen Bonus – je weiter der Boost aufgeladen ist, desto mehr. Man läuft vor allem anfangs oft Gefahr, den richtigen Augenblick zu verpassen und so richtig eingängig ist das erst einmal nicht – ich muss aber sagen, dass ich nach einigen Rennen dann wahnsinnig viel Spaß damit hatte und immer noch habe. Es ist selten, dass Kurven, Drift und Turbo so eine Herausforderung bedeuten, und ich finde das wirklich cool.

Driften will gekonnt sein.

Gewöhnliche Kartracerkost mit ansprechender Kulisse

Die spielerische Überraschung von Crash Team Racing Nitro-Fueled liegt in erster Linie in der Steuerung. Ansonsten bietet sich spielerisch für Fans des Genres, des Klassikers und auch für Neueinsteiger vermutlich genau das, was sie erwarten. An der Formel lässt sich auch nichts aussetzen, denn sie funktioniert. Mir gefällt besonders gut, dass die Wumpa-Früchte, die das Kart beschleunigen und bei zehn gesammelten Früchten auch allen Power-Ups ein Upgrade verpassen, je nach Strecke manchmal ziemlich abseits des optimalen Weges liegen. Gute Fahrer machen das mit geschickten Drifts locker wett, aber dennoch muss man erst mal in Kauf nehmen, etwas langsamer zu sein und nicht die optimale Zeit herauszufahren, später aber von den Früchten zu profitieren – und muss dann damit rechnen, sie durch einen Waffentreffer wieder zu verlieren.

Auch durch meine etwas mangelnde Kenntnis des Originals zweifelte ich zunächst etwas am Umfang von Crash Team Racing Nitro-Fueled, doch ich wurde eines Besseren belehrt. Die einmaligen Rennen und Bosse im Abenteuermodus hat man zwar doch eher fix durch, aber die Reliktrennen, CTR Herausforderungen und Arenen sorgen doch auch auf Dauer für Motivation und es wird eine Weile dauern, bis man wirklich alles erledigt hat.

Besonderes Lob verdient Crash Team Racing Nitro-Fueled allerdings für die wahnsinnige Abwechslung bei den Kursen: Es gibt über 20 Strecken zu entdecken. Dass sie optisch teils als optisch wahre Leckerbissen auf der PS4 erscheinen, ist ein Lob wert, allerdings sind sie auch extrem abwechslungsreich und halten sogar spielerisch kleine Kniffe bereit, seien es auch nur rutschige Abschnitte oder Streckenabschnitte, die etwas mehr Geschick erfordern. Crash Team Racing Nitro-Fueled bietet hier wesentlich mehr Abwechslung als anderen Genrevertreter, die ich in den letzten Jahren gespielt habe und auch auf Dauer werden die Strecken nicht langweilig, während sich allerdings schnell bestimmte Hass- und Lieblingsstrecken etablieren.

Die Strecken sind abwechslungsreich und wunderschön.

KI und Ladezeiten in Crash Team Racing Nitro-Fueled: Muss das sein?

Es gibt zwei Dinge an Crash Team Racing Nitro-Fueled, die einfach ärgerlich sind. Bei beiden kann man sich fragen, ob dem Spiel einfach nur etwas Feinschliff fehlt, oder aber, ob es nicht gar künstlich auf klassisch getrimmt werden sollte. Diese Themen sind KI und Ladezeiten.

KI Kontrahenten, die so frustrierend in einem Rennspiel sind wie in Crash Team Racing Nitro-Fueled, habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Das liegt vor allem daran, dass die Kontrahenten völlig unberechenbar sind. Es gibt Gummiband vom feinsten, aber in erster Linie eine Turbo- und Itemüberlegenheit der Gegner, vor allem, weil man selbst nicht immer mit passenden Items ausgestattet wird. Warum bekommt man ausgerechnet auf den ersten Positionen so oft Items, die ausgerechnet nach vorne schießen und sich nicht nach hinten abschießen lassen? Am schwersten wiegt aber, dass die Schwierigkeit von Crash Team Racing Nitro-Fueled fast nie nachvollziehbar ist: Da verliert man ein Rennen mehrmals hintereinander ohne Chance, nur um dann mit mehreren Sekunden Vorsprung zu gewinnen. Sorry, auch wenn das früher öfter so war, heute wünsche ich mir eine vernünftige KI. Optisch hat die Überarbeitung ja auch geklappt!

Ebenso ganz wie früher – oder gar noch grenzwertiger – sind die Ladezeiten in Crash Team Racing Nitro-Fueled, und das ja auch auf der PS4 Pro. Vor jedem Rennen, nach jedem Rennen und irgendwie generell ständig sehen wir einen Ladebildschirm. Besonders krass ist die Ladezeit nach einem Rennen, wenn nur die kurze Sequenz zur Trophäensequenz geladen wird. Was dauert da so lange? Wir wollen die Sequenz doch ohnehin nur überspringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da so lange was geladen wird. Entweder ist das einfach nur ein Fall von schlechter Optimierung, oder von bemühten Klassik-Elementen, was beides nicht so cool ist.

Ladebildschirme wie diesen sehen wie viel zu oft.

Onlinemodus: Hurra!

Was natürlich nicht fehlen darf ist ein Onlinemodus, und der hat es mir in Crash Team Racing Nitro-Fueled auch wirklich angetan. Mario Kart 8 Deluxe hat sich für mich persönlich langsam etwas abgenutzt, und hier ist mein würdiger Ersatz. Die Vielfalt an Strecken tut hier einfach ihr Übriges dazu und Spieler findet man auf der PS4 momentan auch immer genug.

Technisch funktioniert der Onlinemodus nicht immer tadellos. In den Rennen zwar schon, nachdem es hier zum Launch einige Probleme gab, allerdings brechen zwischen den Rennen öfter mal die Lobbys zusammen und die Ladezeiten des Titels fallen auch hier etwas negativ auf.

Der Onlinemodus lohnt sich derzeit auch besonders, um die spieleigene Währung zu sammeln, denn im Onlinemodus wird sie besonders üppig ausgezahlt. In einem Shop darf man sich davon neue Elemente aus der großen Auswahl an Spielfiguren, Karts, Reifen oder Dekorationen kaufen. Förmlich schreit das ganze schon nach der Möglichkeit, Echtgeld zu investieren. Jedoch möchte ich derzeit explizit Entwarnung aussprechen: Zum Testzeitpunkt gibt es in Crash Team Racing Nitro-Fueled keinerlei Mikrotransaktionen.

Onlinemodus: Wir warten noch, bis alle Spieler bereit sind.

Fazit: An der Höchstform knapp vorbei

Meine Beziehung zu Crash Team Racing Nitro-Fueled ist kompliziert. Mit seiner schieren Anzahl an Strecken und ihrer riesigen, optischen wie spielerischen, Abwechslung, den vielen freischaltbaren Dingen und einem einfachen, aber soliden Onlinemodus ist es einerseits ein Traum von einem Kartracer. Andererseits bringt Crash Team Racing Nitro-Fueled Frustmomente mit sich, die so einfach nicht sein müssten. Über die grenzwertigen Ladezeiten kann ich noch hinwegsehen, auch wenn dringend hätte auffallen müssen, dass das nichts mit klassischem Charme, sondern höchstens mit fehlender Optimierung zu tun hat. Die KI jedoch, die völlig unberechenbar ist und Mal den Spaß verhagelt, ein anderes Mal viel zu zahm unterwegs ist, sorgt dauerhaft immer wieder dafür, dass Crash Team Racing Nitro-Fueled hinter seinem Potential zurückbleibt. Ja, ich flüchte mich dann in den Onlinemodus oder ein anderes Rennen, denn genug zu tun gibt es ja. Doch während man Crash Team Racing Nitro-Fueled optisch verdammt lecker präsentiert und super umgesetzt hat, hätte es hier nur einige Anpassungen mehr gebraucht, um einen auch heute fast perfekten Kartracer abzuliefern.

ProContra
+ Riesige Streckenvielfalt– Nervige und lange Ladezeiten
+ Motivierender Abenteuermodus– Frustrierende Momente und unberechenbares KI Verhalten
+ Grafisch hübsch in Szene gesetzt– Onlinemodus nicht immer ganz rund
+ Steuerung, die etwas Geschick verlangt
+ Viele verschiedene Figuren und freischaltbare Extras

Technik: 74
Grafik: 84
Sound: 84
Umfang: 88
Gameplay: 84
KI: 30

Spielspaß: 83

  • Frustfaktor: Schwankend und in manchen Situationen sehr groß – das liegt in erster Linie an der unberechenbaren KI.
  • Wiederspielwert: Vorhanden. Es gibt im Abenteuermodus genug zu tun, viel zum Freischalten und auch der Onlinemodus motiviert.
  • Design/Stil: Gelungen und extrem gut auf die aktuellen Konsolen portiert. Kleine optische Fehler trüben das Gesamtbild.
  • Musik: Stimmig, wenn auch nicht mehr ganz zeitgemäß.

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Manuel Eichhorn
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