Berserk and the Band of the Hawk (PS4) im Test – Blutiges Musou-Abenteuer mit viel Geschichte

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Produziert Omega Force Spiele am Fließband? Nun ja, es erscheint schon recht viel von dem Entwicklerstudio – Und bekanntermaßen folgen spielerisch fast alle Spiele mit kleinen Abwandlungen dem gleichen Grundkonzept. Mit dem aktuell erschienenen Berserk and the Band of the Hawkadaptiert man nach The Heroic Legend of Arslan und Attack on Titan eine weitere Manga- und Animereihe. Die Dark Fantasy Reihe Berserk ist geschrieben und illustriert von Kentaro Miura und bekannt als eine sehr blutige Reihe. Wie die Vorlage, so die Umsetzung, oder etwa nicht? Unser Test zur PS4-Version von Berserk and the Band of the Hawk verrät euch mehr.


Blut, Kills und Sex

Beinahe schon ist es verwunderlich, dass Berserk and the Band of the Hawk mit einer USK 16 Freigabe in Deutschland erschienen ist. Ich würde behaupten, vor ein paar Jahren hätten wir damit rechnen müssen, dass es der Titel nicht einmal nach Deutschland schafft. Die PEGI Freigabe ist im Übrigen ab 18. Berserk and the Band of the Hawk ist tatsächlich das bis dato blutigste Musou-Spiel – Wobei das Blut in der Standardeinstellung deaktiviert bzw. reduziert ist und entweder zum Spielstart oder später im Menü manuell aktiviert werden muss.

Neben viel Blut und der einen oder anderen sehr freizügigen Szene bietet die Manga-Vorlage einen umfangreichen Mischmasch von Themen, an dem sich auch Berserk and the Band of the Hawk orientiert: Die Hauptfigur ist Guts, ein Söldner, der sich zum Beginn der Handlung dem „Band of the Hawk“ (zu Deutsch den Falken) anschließt, nachdem er den etwas mysteriösen Griffith trifft. Diese Anfangsphase der Story ist Berserk and the Band of the Hawk ziemlich lückenhaft erzählt, denn nach den ersten paar Missionen sind plötzlich schon die ersten Jahre Guts‘ bei den Falken vergangen. Sehr merkwürdig, jedoch ist auch der Manga für eine sprung- und episodenhafte Erzählweise bekannt.

Nach einer kleinen setzt Berserk and the Band of the Hawk aber auf eine konsistentere Story und ist auch ziemlich erzählintensiv – Dann wird fast zwischen allen Missionen in Form von gelungenen Animeszenen erzählt, oder aber in Dialogen in Spielgrafik, durch die man sich durchklicken muss. Die Geschichte ist durchaus interessant und kommt mit (überraschenden) Wendungen wie auch Emotionen, ich muss aber sagen, dass mich beispielsweise die Geschichte von Arslan deutlich mehr gepackt hat, obwohl mir an Berserk and the Band of the Hawk besser gefällt, dass die meisten Animeszenen ebenso wie die Dialoge eher kurz gehalten sind, sodass man sich nicht so schnell langweilt – Ausnahmen bestätigen die Regel. Hundertprozentig packen konnte mich die Geschichte aber über weite Strecken hinweg nicht – Obwohl vor allem die Figuren herausragend ausgearbeitet sind und die Erzählmechanik für ein Spiel dieser Art wirklich gut ist

Wer Dialoge und Sequenzen überspringen möchte, kann das tun – Und erhält im Auswahlfeld zum Überspringen auch eine kurze Zusammenfassung des gerade Gezeigten. Manchmal sind diese Zusammenfassung aber auch eher nichtssagend – Das kann dann daran liegen, dass es in diesen Szenen noch ziemlich zur Sache geht, und zwar auch im Hinblick auf Sex. Sowohl der Manga als auch der Anime Berserk sind ziemlich bekannt für ihre sexuellen Inhalte – Auch Berserk and the Band of the Hawk macht davon nicht komplett Halt. Manches Mal wird viel nackte Haut gezeigt und zumindest indirekt kann man auch explizite sexuelle Handlungen in den Sequenzen sehen – Und nicht immer sind alle Beteiligten einverstanden…

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Dieser Screenshot zeigt euch, wie blutig Berserk and the Band of the Hawk ist.

Musou-Gameplay ohne Überraschungen

Vom Gameplay her wird Berserk and the Band of the Hawk Spielern, die bereits vorher Titel von Omega Force gespielt haben, sofort bekannt vorkommen. Im Wesentlichen lässt sich das Spiel mit dem Smashen von 2-3 Tasten durchspielen und wenn man dauerhaft im einfachen Spielmodus bleibt, den einem das Spiel vorschlägt, ist es auch keine große Herausforderung.

Für die größte Vernichtung auf dem Schlachtfeld sorgt die Spezialattacke bzw. die Musou-Attacke, doch hier gibt es einen kleinen Kniff – Beim ersten Drücken der Kreistaste bei voller Spezialleiste startet man in Berserk and the Band of the Hawk erst einmal den Wutmodus (Frenzy Mode) der Spielfigur – Dann muss sich eine weitere Leiste füllen, bevor man zum wirklich verheerenden Angriff übergehen kann. Der Wutmodus sorgt aber auch schon für schnellere und stärkere Angriffe, sodass man nicht mehr wirklich aufgehalten werden kann.

In Berserk and the Band of the Hawk stecken etwas weniger Herausforderungen und spielerische Kniffe als in anderen Titeln von Omega Force der letzten Zeit – Man fühlt sich weniger in einem echten Abenteuer als beispielsweise in Hyrule WarriorsBerserk and the Band of the Hawkbeschränkt sich in erster Linie auf das berühmte Metzeln großer Gegnermassen – Zwischendurch muss man auch noch auf seine Verbündeten auf dem Schlachtfeld achten. Ziemlich oft verliert man die Schlacht, sollten bestimmte Verbündete fliehen. Ist ihre Gesundheit in einem kritischen Zustand, haben sie einen großen grünen Kreis um sich herum – Läuft man dort heran, hat man sie gerettet. Puh!

Die Überraschungen in Berserk and the Band of the Hawk liegen also eher auf der inhaltlichen denn auf der spielerischen Seite – Viele Elemente wie zum Beispiel das Einnehmen von feindlichen Basen, das beispielsweise in Hyrule Warriors eine große Rolle spielte, sind in Berserk and the Band of the Hawk sogar auf ein Minimalmaß reduziert. Berserk and the Band of the Hawk ist ein blutiges Musou-Spiel, aber kein besonders Tiefgehendes.

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Equipment! Equipment! Equipment! … Material!

Nebenaktivitäten und ewige Finsternis

Auch die Events, die immer mal wieder in die Missionen eingestreut werden, ändern nichts am eher geringen Anspruch. Spannender ist das schon die Suche nach jedem „Behelit“ – Diese übernatürlichen Objekte sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Story, sondern sie werden im Spiel für erreichbare Nebenziele vergeben. Ihr könnt also sagen: Habt ihr alle gesammelt, habt ihr Berserk and the Band of the Hawk auch zu 100% abgeschlossen. Häufig hat das Sammeln etwas mit Leistung zu tun (zum Beispiel „Besiege x Gegner bevor y vom Schlachtfeld geflohen ist“), manchmal auch mit Erkundung – Weil man zum Beispiel einen bestimmten General erledigen soll, der sich irgendwo auf der Map versteckt. Ich persönlich fand die Schauplätze in Berserk and the Band of the Hawk weniger spannend als in anderen Titeln der letzten Zeit und vor allem kaum atmosphärisch, daher hat mir das Erkunden eher weniger Freude bereitet.

Berserk and the Band of the Hawk bietet keinen Koop-Modus – Wer also im Splitscreen in die Schlacht ziehen wollte, wird eventuell enttäuscht. Das Spiel ist ohnehin etwas reduziert, wenn es um zusätzliche Inhalte geht. Natürlich gibt es den obligatorischen Freien Spielmodus, in dem ihr jedes Szenario mit einem beliebigen Charakter spielen könnt (im Storyverlauf werden spielbare Figuren oft eingeschränkt). Ansonsten versucht Berserk and the Band of the Hawk vor allem mit einem Modus zusätzlich zu motivieren: Mit dem „Endless Eclipse“ Modus.

Bei „Endless Eclipse“ handelt es sich letztlich um einen Dungeon mit 25 Ebenen – Diesen könnt ihr mit einer Spielfigur eurer Wahl bestreiten. Im Wesentlichen geht es nur um das Metzeln von Dämonen und Bossen über 25 Ebenen hinweg, doch um dem Ganzen so etwas wie eine Story zu verpassen, gibt es unterschiedliche „Verlangen“ (desires) zu erfüllen. Alle fünf Ebenen könnt ihr ein neues Verlangen wählen, dieses entscheidet über die Belohnung, die ihr für die nächsten fünf Ebenen zusätzlich bekommt. Auch wenn es bei den Verlangen um solche Dinge gehen kann wie einen Vermissten zu finden und ein hilfloses Mädchen durch den Dungeon zu führen, ist dies spielerisch überhaupt nicht repräsentiert, sondern nur in Form von Texteinblendungen. Ihr müsst euch also vorstellen, dass ihr gerade tatsächlich jemanden eskortiert. Spielerisch ändert sich im Endless Eclipse Modus nichts. Der Modus ist trotzdem recht spaßig, auch wenn ihr euch immer wieder durch gleich aussehende Umgebungen kämpfen müsst. Es winken aber große Belohnungen und schnelle Levelaufstiege.

Auch das Leveln der Figuren und das Sammeln von Ausrüstung ist in Berserk and the Band of the Hawk eher ein Sidekick – Wirklich große Effekte merkt man erst einmal nicht. Die Ausrüstung im Spiel begeistert eher durch ihre Menge als durch ihren echten Nutzen. Nur wenn man sich an die höheren Schwierigkeiten wagt, sollte man anfangen, die zahlreichen Ringe, Amulette und Flaggen mit den passenden Edelsteinen aufzuwerten oder die Items untereinander zu kombinieren, um Werte aufzubessern oder mögliche Schwächen der Spielfiguren auszugleichen.

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Das Spiel setzt definitiv auf viel Geschichte.

Die technische Qualität unterliegt Schwankungen

Im technischen Bereich von Berserk and the Band of the Hawk bestätigt sich, was sich spielerisch schon abzeichnet: Berserk and the Band of the Hawk ist wirklich nicht schlecht, kommt aber auch nicht so richtig über das Mittelmaß hinaus. Die Schauplätze sind zwar einigermaßen detailliert, aber es fehlt an echten Eyecatchern. Rein grafisch hätte man durchaus ein wenig mehr erwarten können, doch dafür bringt Berserk and the Band of the Hawk auch die größten Gegnermassen selbst auf einer Standard-PS4 fast ohne größere Ruckler auf den Schirm.

Zwischendurch hat das Spiel immer wieder mit dem berüchtigten Aufploppen der Gegner zu kämpfen, oder besser: Dem Verschwinden der Gegner. Manchmal verschwinden Gegnermassen einfach vor euren Augen, doch das Gute ist, dass die Angriffe in Berserk and the Band of the Hawkdennoch registriert werden. Bedeutet: Das Blut spritzt dann eben aus der Luft.

Wir konnten bei Berserk and the Band of the Hawk ein ganz bestimmtes Problem mit unserer PS4 feststellen, konnten jedoch (da das Problem nicht mehr auftauchte) nicht herausfinden, ob es an unserer schon etwas altersschwachen Launch-PS4 oder doch an einer mangelnden Optimierung des Spieles lag. Nach einer sehr intensiven Session hatte die PS4 damit zu kämpfen, dass sie immer wieder zeitweise kein HDMI-Signal (weder Bild noch Ton) aussendete. Es lag vermutlich an der PS4, denn immer wenn der Fehler auftrat, regelten sich auch die Lüfter der Konsole für diese Zeit zurück. Der Fehler tauchte dann aber nicht wieder auf, weswegen wir dies dem Spiel nicht ankreiden, es jedoch erwähnen möchten, da es bisher nur bei diesem Spiel passiert ist.

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Die Auswertung informiert euch über eure Leistung.

Fazit: Musou im Mittelmaß

Berserk and the Band of the Hawk hat mich ein klein wenig unbefriedigt zurückgelassen. Das Spiel leistet sich keine großen mechanischen oder technischen Fehler, ist aber auch nicht besonders aufregend – Fast jedes Musou-Spiel der letzten Monate hatte mehr spannende Elemente aufzuweisen und hat sich nicht so sehr auf das reine Metzeln verlassen. Ganz abgesehen davon kann Berserk and the Band of the Hawk inhaltlich und erzählerisch überzeugen, greift jedoch auch zu krasseren Mitteln (Gewalt & Sex!) und konnte mich unterm Strich weniger packen als das ebenfalls auf einer Anime-/Manga-Vorlage basierende Arslan: The Warriors of Legend. Auch der Grafikstil und die Gestaltung wirkt weniger sicher, technisch bewegt sich Berserk and the Band of the Hawk ebenso im Mittelmaß. Unterm Strich ist dies natürlich trotzdem willkommene Kost für eingefleischte Musou-Fans, als Alleinstellungsmerkmal hat Berserk and the Band of the Hawk aber, wenn überhaupt, sein blutiges Erscheinungsbild.

Pro Contra
+ Erzählerisch solide – Spielerisch simpel gestrickt
+ Gute Animesequenzen – Kaum Anspruch
+ Hervorragend ausgearbeitete Figuren – Schauplätze nicht besonders atmosphärisch
+ Endless Eclipse Modus sorgt für Motivation außerhalb des Story Mode – Technisch mittelmäßig (Aufploppen/Verschwinden der Gegner)
– Zahlreicher Ausrüstung fehlt es an echtem Nutzen

Technik: 69

  • Grafik: 65
  • Sound: 79
  • Umfang: 73
  • Gameplay: 63
  • KI: 66

Spielspaß: 69

Singleplayer:

  • Story: Für ein Musou-Spiel ist Berserk and the Band of the Hawk ziemlich erzählintensiv – Und macht diese Sache auch ziemlich gut. Hundertprozentig packen konnte uns das Spiel aber nur teilweise.
  • Frustfaktor: Nicht existent, vor allem, wenn man der Schwierigkeitsgradempfehlung des Spieles folgt.
  • Wiederspielwert: Vorhanden – Da es auf fast jeder Map zusätzliche Behelit zum Sammeln gibt.
  • Design/Stil: In Ordnung, aber Berserk and the Band of the Hawk wirkt nicht besonders stilsicher und ist technisch mittelmäßig. Es fehlen die Eyecatcher.
  • Musik: Musik und Sound gehen in Ordnung. Es gibt ausschließlich eine japanische Synchronisierung.

Wir bedanken uns bei Koch Media für das Pressemuster zu Berserk and the Band of the Hawk!

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Manuel Eichhorn
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