Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case (PS5) im Test

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Ich hab schon ewig kein wirklich gutes Detektivspiel mehr in die Hände bekommen, weswegen ich mich schon ein wenig auf Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case gefreut habe. Zudem soll es in London spielen, zumindest sagt das der Name, weswegen ich mich noch ein bisschen mehr auf spannende Detektivarbeit gefreut habe. The London Case habe ich auf der PlayStation 5 gespielt und verrate in meiner Review, ob sich das Ganze gelohnt hat und wie viel London wirklich drin war. !B

Zu sehen ist auf einem Gemälde eine rothaarige Frau. Das ist die Reumütige Magdalena, die von Hercule Poirot und Hastings betrachtet wird.

Ein verlorenes Etui

Hercule Poirot und ich sind gemeinsam auf einem Schiff. Dass ich jemals ein Spiel mit dem belgischen Detektiv spielen würde, war mir irgendwie nicht klar. Ich mag Tuppence und Tommy Beresford von Agatha Christie deutlich lieber, aber nun gut. Dieses Mal eben Hercule Poirot und wir sind auf einem Schiff. Wir sollen in The London Case ein Bild – Die Reumütige Magdalena – nach London begleiten und bei der Ausstellung dabei sein, damit alles seine Richtigkeit hat. Doch alles kommt anders als gedacht.

Auf dem Schiff beginnt es schon: Ich lerne einige Charaktere kennen, die mich auch das gesamte Spiel über begleiten werden und mehr oder weniger in allem verwickelt sind. Doch alles beginnt erstmal damit, dass eine Dame ihr Etui verliert und es auch nicht wiederfindet. Perfekt, um mir das Tutorial näher zu bringen, damit ich mich mit dem Gameplay vertraut machen kann. Soweit ist das auch alles nicht dramatisch. Viele Dinge wiederholt Hercule in The London Case am Anfang, wenn ich mich vertue.

Und generell wiederholt er viele Dinge, denn die Scripte lösen jedes Mal aus, wenn man einen Gegenstand anschaut – auch wenn du möglicherweise was aus einem Schrank genommen hast, so wird Hercule jedes Mal wieder sagen, dass sich in dem Schrank der Gegenstand befindet, den du entnommen hast. Das sind nur einige Dinge, die in The London Case seltsam sind und die nicht wirklich zusammenpassen.

Unabhängig davon ist, The London Case jedoch ein recht seichtes Rätselspiel. Es gab nur wenige Momente, an denen ich wirklich nicht weiterkam – und wenn du denkst, du kommst nicht weiter, ist in der Regel die Antwort, dass du die aktuelle Szenerie wechseln solltest oder nochmal alles anklicken kannst. Vielleicht kommst du dann weiter. Das meiste war jedoch wirklich relativ einfach zu lösen, was ich sehr begrüße. Das wird nicht jeder Fan mögen, denn Hercule Poirot ist eigentlich für seinen messerscharfen Verstand und die hervorragende Kombinationsgabe bekannt. Ich persönlich mag es jedoch einfacher.

Und apropos The London Case: Na ja, wirklich viel von der wunderbarsten Stadt der Welt sieht man nicht wirklich. Es könnte auch in jedem anderen x-beliebigen Ort dieser Zeit stattfinden, ob London oder Paris macht da wenig Unterschied, was ich ein wenig schade finde. Gerade als Londonliebhaberin hatte ich mich schon gefreut. !B

Gedankengänge und graue Zellen

Wie es sich für ein gutes Detektivspiel gehört, hast du drei Dinge, die sich durchs Spiel ziehen: Zum einen schaust du dir die Szenerien gut an und findest Dinge heraus, die für den Fall notwendig sind. Zum anderen sprichst du mit Personen, die im Tathergang in irgendeiner Weise verwickelt sind. Hast du diese beiden Dinge erledigt, kannst du deine Erkenntnisse dafür nutzen, in einer Mindmap alles Wichtige miteinander zu verknüpfen, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Sind diese richtig, geht es automatisch weiter. Sind sie falsch, gibt dir Hercule Bescheid und wenn du ein paar falsche Versuche hinter dir hast, hilft dir das Spiel, in dem es die richtigen Verknüpfungen farblich hervorhebt.

Das ist unter anderem einer der Gründe, warum The London Case mit Hercule Poirot nicht sonderlich schwierig ist. Und wenn du ansonsten nicht weiterkommst, kannst du Hastings noch ein paar Fragen stellen. Ein wenig schade finde ich, dass es keine Notizfunktion im Spiel gibt oder eine grobe Übersicht, wo zum Beispiel Zahlen oder Codes vermerkt sind. Diese muss man sich einfach merken oder außerhalb des Spiels notieren.

Dennoch nimmt einen das Spiel ganz schön an die Hand und hilft, wo es nur helfen kann. Deswegen war ich irgendwie auch gefühlt nach 5 Stunden schon durch – und habe 98 % der Trophäen auf der PlayStation 5 erhalten. Lediglich eine, kleinere Trophäe fehlt mir an der Stelle noch. Die meisten Errungenschaften kommen tatsächlich, wenn man sich alles anschaut und mit den Charakteren spricht. Das funktioniert auch in der Regel ganz gut.

Schade ist nur, dass zwar jeder Charakter eine deutsche Vertonung bekommen hat, jedoch häufig das Gesagte nicht zu den Untertiteln passen, einige Momente nicht übersetzt sind – und damit meine ich nicht Hercules französische Einschiebungen – und in manchen Momenten die Tonspuren generell fehlen. Das ist schade und nimmt dem Titel ganz schön seinen Charme, zumal ich einige Stimmen auch nicht ganz passend finde. Besonders der Soundtrack im Museum ging mir zudem ein wenig auf den Keks, da es immer klang, als würde irgendwo ein Telefon klingeln.

Dafür mag ich aber einige der Schauplätze sehr. Zum Beispiel hat das Museum extra so einen Lichtreflex, dass sich alles auf dem gespiegelten Marmor spiegelt. Das finde ich sehr schön und auch hübsch anzusehen. Leider hält es sich mit den wirklich schönen und hübschen Momenten in The London Case sehr bedeckt. !B

Kein Schönheitswettbewerb

Ich glaube, wir sind uns bei Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case ziemlich einig, dass es nicht wirklich einen Schönheitswettbewerb gewinnen wird. Blazing Griffin hat sich zwar wirklich bemüht, viele verschiedene Charaktere zu schaffen und diese ins Spiel zu implementieren – die Charaktermodelle an sich finde ich auch alle sehr hübsch. Es scheitert jedoch bei der Animation dieser. Den Gesichtern fehlt eine gewisse Lebendigkeit – durch manche Lichtverhältnisse wirken die Gesichter stellenweise fast schon gruselig. Dafür ist es zweckdienlich.

Und von den Ermittlungen selbst will ich gar nicht sprechen. Hercule schaut sich manche Situationen ein bisschen genauer an und dann muss ich eine bestimmte Anzahl verschiedener Dinge finden. Ich habe manchmal danach geschaut, wo sich Hercule zu dem Zeitpunkt befindet. Einmal stand er mit dem Rücken zum Tatort und als ich in der Dunkelkammer unter den Tisch schaut, wer er ein… ich weiß auch nicht, es sah gruselig aus.

In manchen Situationen fand ich es schwierig, das Richtige auszuwählen, gerade in einem Studio, um Bilder zu entwickeln, ist es dann gar nicht mal so einfach. In der Regel hat das schon gepasst, doch manchmal war es wirklich schwierig. Zudem hat mir die Laufanimation von Hercule nicht zugesagt, er ist irgendwie so in sich gekehrt und nicht wie ein Gentleman gegangen. Das war seltsam. Auffällig war jedoch die Londonkarte, über die man navigiert: Kommt man aus einem Bereich, sind in der Regel zwei mögliche Ziele immer markiert, sodass es anhand des Symbols nicht immer klar ist, wohin man als nächstes geht.

Ansonsten lässt sich The London Case jedoch gut und unkompliziert steuern. Dank der Technik in der PS5 waren die Ladezeiten auch zu keiner Zeit lang oder haben sich angefühlt, als wäre es zu viel. An sich, und wenn man alles außer Acht lässt, ist es eine gute Umsetzung auf Sonys Flaggschiff geworden. !B

Fazit: Einfaches Detektivspiel für zwischendurch

Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case auf der PlayStation 5 ist ein nettes Detektivspiel, bei dem ich Hercule Poirot dabei helfe, ein gestohlenes Gemälde wieder zu beschaffen und auch gleich noch ein paar andere Dinge aufkläre. Für seichte Rätselfans wie mich ist die Schwierigkeit absolut angemessen, sodass man gut durch die Story kommt. Technisch bleibt es jedoch eine ganze Ecke zurück und präsentiert emotionslose, teilweise gruselige Charaktere und einige andere technische Herausforderungen – zudem fehlt mir persönlich der Londoncharme, sodass ich der Umgebung nur wenig abgewinnen konnte. The London Case ist für Detektivspieleinsteiger:innen gut geeignet, für knallharte Rätselfans ist es jedoch vielleicht nur eine weitere Platintrophäe auf dem Weg zur Detektivspitze.

ProContra
+ Es spielt in London…– … das nicht gut dargestellt wurde
+ Schöne Charaktermodelle– Fehlende Tonspuren und nerviger Soundtrack
+ Schöne Lichteffekte im Museum– Fehlende Emotionen, Animationen manchmal seltsam
+ Seichte Rätsel und Unterstützung– Anwählen von Beobachtungen nicht immer einfach möglich
– Auf der Londonkarte sind häufig zwei Ziele markiert
– Dieselben Scripte lösen immer wieder aus, auch wenn man bereits Dinge entnommen hat

Offenlegung

Wir haben ein Pressemuster zu Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case für die PlayStation 5 erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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