Venba (Xbox) im Test – Liebesbriefe an Indien

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Seit drei Jahren freue ich mich jedes Jahr auf ein ganz bestimmtes Spiel, das schon durch die Trailer mein Herz erobert hatte: Venba sollte über eine in Kanada eingewanderte Familie erzählen, die durch das Kochen indischer Gerichte wieder zu sich findet. Ob diese Geschichte mich nun auch in der Realität abholen konnte? Das und warum ich jetzt verstärkt Appetit auf indisches Essen habe, erfährst du in einem Spieletest zur Xbox Version von Venba. !B

Auf der rechten Seite ist Venba in einem roten, traditionellen Gewand, mit schwarzen Haaren zu sehen. Hinter ihr ist der Nachthimmel.

Auswandern ist nicht einfach

Für viele ist das der große Traum: Irgendwohin auswandern und ein neues Leben beginnen. Venba spielt jedoch zu einer Zeit, wo das Auswandern eher zu einem Traum gehörte und zu der Idee, dass man außerhalb Asiens – in dem Fall Indien – das ganz große Glück findet. Und dass man woanders so viel Geld findet, dass man die Familie zu Hause unterstützen und ihnen über die Runden helfen kann. Ganz so einfach war das jedoch nicht und viele sind am Ende wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt.

Die Geschichte von Venba beginnt 1980. Der große amerikanische Traum scheint greifbar für Venba und ihren Ehemann zu sein, doch im Laufe der Zeit verändern sich die Umstände. Wir begleiten die kleine Familie über mehrere Jahre hinweg und lernen dabei ganz verschiedene Seiten kennen. Mal haben beide einen Job, mal wissen beide nicht, wie sie überhaupt über die Runden kommen sollen, mal überlegen sie, nach Indien zurückzugehen. Und als ihr Sohn immer größer wird, werden auch die Fragen immer größer.

Venba erzählt die Geschichte einer Familie, die sich im Ausland finden möchte. Sie erzählt die Geschichte eines Sohnes, der in Kanada aufwächst und sich an seine Tamil-Wurzeln gewöhnen sollte, auch wenn er sich dagegen wehrt. Es erzähöt aber auch die Geschichte über die Liebe einer Frau zu sich selbst, zu ihrem Mann und zu ihrem Sohn. Dieser kleine Titel, der nach rund anderthalb Stunden für mich vorbei war, hat mich doch stärker berührt, als ich gedacht habe.

Und in all den Jahren, die Venba abdeckt, schwingt immer wieder auch die Angst mit, ob sie ihren Platz in Kanada noch finden oder ob sie doch wieder zurückkehren werden. Gerade darüber hätte ich jedoch gerne noch mehr erfahren. Wie es wirklich ist, in einem fremden Land Fuß zu fassen, woran es liegt, dass sie keine Arbeit finden und so weiter. !B

Zu sehen ist eine Kochplatte, auf der ein Kochtopf steht, in dem eine gelbliche Currysuppe kocht. Drum herum stehen leere Schüsseln, in denen zuvor Zutaten waren.

Indisch kochen

Zugegeben: Ich war vor Venba kein Fan der indischen Küche. Die Gewürze waren mir zu hart, der Geschmack ein bisschen bitter. Nun habe ich jedoch so viel Appetit bekommen, da ich auch die Hintergründe einiger Gerichte verstehe, dass ich indisch essen möchte. Denn all die Geschichten, die im Spiel erzählt werden, untermalt von indischen Gerichten, die du entweder durch Rätselversionen oder einfach so zubereitest.

Viele Gerichte stammen dabei noch aus dem Kochbuch von Venbas Mutter, doch einiges ist über die Jahre verloren gegangen – später ist das Buch sogar in „einer anderen Sprache“, wodurch das Kochen zu einer einfachen, aber kreativen Herausforderung wird. Besonders im ersten Durchlauf wirst du vermutlich Fehler machen, aber das ist in Ordnung. Und wenn du mal nicht weiterkommst, findest du einige Hilfen, die dir zur Seite stehen.

Ein bisschen schade finde ich es jedoch, dass ich die Rezepte nicht einzeln kochen kann. Wenn ich ein Gericht nochmal zubereiten möchte, muss ich dafür immer das gesamte Kapitel spielen, das auf Dauer dann keine gesonderten Informationen beinhaltet und sich auch nicht überspringen lässt. Für die Gerichte mit Rätselanteil gibt es zudem in den Kapiteln zusätzliches Wissen, was ich gerne auch abseits der Kapitel lesen möchte. Vielleicht wäre auch das Kochbuch außerhalb der Kapitel schön – so zum Nachkochen der Rezepte in Venba.

Auch wäre es sehr schön, wenn es unterschiedliche Geschichten geben würde, die ich je nach Entscheidungen, denn wenn ich klug genug spiele, habe ich am Ende einer Spielsitzung fast alle Errungenschaften erhalten. So gibt es wenig Anreiz, den Titel nochmal zu spielen – es sei denn, mir reicht die wirklich schöne Atmosphäre aus. Ich persönlich denke, dass ich Venba immer genau dann spielen werde, wenn es mir seelisch nicht gut geht, um in einer schönen und liebevollen Atmosphäre meinen inneren Frieden zu finden. !B

Zu sehen ist ein Spruch in Tamil, darunter die Übersetzung: "Longing for those who have forsaken you diminishes the beauty of the soul."

Gelungene Atmosphäre

Was ich an Venba wirklich schön finde ist die Tatsache, dass ich nicht enttäusche. Wenn ich ein Gericht nicht gleich zubereiten kann, weil ich die Reihenfolge nicht lösen kann, bestraft mich das Spiel nicht. Es bleibt immer schön lieb und lässt mich einfach nochmal von vorne beginnen. Und manchmal belohnt es mich sogar, wenn ich es nicht gleich hinbekomme, mit einer Errungenschaft.

Gerade beim Kochen ist die Atmosphäre sehr gut und ruhig, ich habe keinen Zeitdruck. Lediglich in den Cutscenes gibt es viele Momente, die traurig machen: Wenn Venbas Mann keinen Job findet, wenn das Geld knapp wird oder wenn der Sohn auf die Uni geht. Doch durch die liebevolle Darstellung und Venbas Liebe wirken diese Momente nur kurz traurig. Dafür bauen sie eine Bindung auf und lassen mich mitfühlen.

Technisch funktioniert das meiste gut. Lediglich bei manchen Sprechblasen bildeten sich manchmal so dunkelblaue Tropfen, die das Lesen erschwerten und die storytechnisch keinen wirklichen Sinn gemacht haben. Ansonsten fiel auf, dass bei einigen Rätseln eine weiße Umrandung um Objekte war, wenn ich sie benutzen konnte – bei einigen hat dann diese Umrandung gefehlt, weswegen ich fast dachte, dass ich nicht weiterspielen kann. Glücklicherweise hat es dann trotzdem funktioniert. Und ein bisschen länger hätte es schon sein können. !B

In einem Objekt mit Löchern darin werden Teigbällchen gedämpft.

Fazit: Harmonisches, indisches Kochen

Gamer's Palace Score 82

Ich liebe Venba aufgrund der erzählten Geschichten und Schicksale, der Tiefgründigkeit und der liebevollen Umsetzung. Selten habe ich so viele Emotionen in einem Spiel gefühlt, das mich rund anderthalb Stunden an die Konsole fesselt und über das ich im Nachgang noch so viel nachdenke. Das Kochen der Speisen hat mich motiviert, indisch zu essen, auch wenn ich mir mehr Informationen und einzelne Zubereitungsmöglichkeiten wünsche. Vielleicht wäre auch ein Kochbuch außerhalb der Story ganz schön und Entscheidungen, damit ich die Geschichte beeinflussen kann. Unabhängig davon ist Venba für mich der emotionalste Release 2023, an den ich noch lange denken und den ich immer dann herausholen werde, wenn es mir mal nicht gut geht.

ProContra
+ Wunderbarer Soundtrack– Gerichte lassen sich nicht separat von Story kochen, Kochbuch fehlt
+ Tiefgründige Themen in der Story– Fehlende Entscheidungsmöglichkeiten
+ Einfache Rätsel beim Kochen– Sprechblasen an wenigen Stellen unleserlich
+ Liebevolle und heimelige Atmosphäre– Recht kurze Spielzeit

Offenlegung

Ich habe Venba innerhalb des Game Passes auf der Xbox Series S gespielt.

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Beatrice Eichhorn
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