Greak: Memories of Azur (PS5) im Test – Drei gegen die Plage

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Im Mair 2020 kündigten Team 17 und Navegante einen 2D Platformer an, bei dem drei Geschwister gegen eine düstere Plage kämpften. Zu uns ist nun die PlayStation 5 Version von Greak: Memories of Azur getrudelt, sodass ich mir den damals so zauberhaft angekündigten Platformer einmal genauer ansehen konnte. Ich sag erstmal nur so viel: Ganz so viel Spaß wie bei der Ankündigung gedacht, hatte ich definitiv nicht mit dem Spiel. Mehr dazu erfährst du jedoch in meiner Review zu Greak: Memories of Azur.

Drei Geschwister gegen den Rest der Plage

Greak: Memories of Azur beginnt mit einem viel versprechenden Intro, bevor ich in die Rolle von Greak schlüpfe, der auf der Suche nach seiner Schwester ist. Warum die beiden getrennt wurden und wieso am Anfang niemand vom dritten Bruder spricht, weiß ich nicht – und werde ich vermutlich auch nie erfahren. Also ziehe ich mit Greak erstmal los und kämpfe mich durch die Monster, die zur Plage zählen – und sterbe innerhalb der ersten fünf Minuten direkt einmal. Ja, Greak: Memories of Azur, das mir zur Ankündigung noch so gut gefallen hat, weil es nett aussah, ist alles andere als nett. Tatsächlich ist es mir schleierhaft, warum diese Spiele immer so gemein sein müssen und nicht einfach einmal ein normales Spiel sein können. Und leider wandert auch die Geschichte in jene Richtung, die so gemeine Spiele für mich immer haben. Sie wird belanglos.

Greak und ich stürzen uns in ein Abenteuer nach dem anderen, nehmen hier und da Quests an und irgendwie wirkt es super belanglos, dass wir eigentlich die Geschwister suchen. Tatsächlich sehen wir sehr häufig den „Game Over“-Bildschirm und fangen dann wieder beim letzten Speicherpunkt an. Ich glaube, ich habe noch nie so häufig gespeichert, wie in Greak: Memories of Azur. Und doch gehen mir Fortschritte einfach verloren, wenn ich sterbe, und das nervt mich am meisten. Ich glaube, ich bin einfach nicht für solche Spiele geschaffen…

Was war ich froh, als ich übrigens Adara fand, also Greaks Schwester. Sie ist eine Zauberin und kann wenigstens Gegner aus der Ferne vernichten. Doch leider war mein Leben nicht einfacher als ich sie dabei hatte, sondern deutlich schwieriger: Nein, das Geschwisterkind, das gerade nicht gesteuert wird, agiert nicht selbstständig. Das wäre nämlich zu einfach. Stattdessen sitzt die Figur, die ich nicht spiele, einfach nur rum und kann Schaden einkassieren, sodass ich dann, nachdem ich meine vermeintliche Lösung fürs Spiel gefunden hatte, noch viel häufiger den „Game Over“-Bildschirm sah als zuvor. Und ich will gar nicht wissen, wie anstrengend das ist, wenn wirklich mal alle drei Geschwister beieinander sind. Schon der Gedanke daran, ist schrecklich. !B

Von oben strahlt Licht auf eine rosafarbene Lichtung. Ein leuchtender Junge läuft über eine Holzbrücke.

Was machst du denn jetzt?

Ich bin ehrlich: Ich bin keine Nahkämpferin. Es ist mir suspekt, die Gegner näher an mich herankommen lassen zu müssen, als mir lieb ist. Das ist einer der Gründe, warum ich in MMORPGs immer eine Magieklasse spiele und in anderen Spielen häufig Bogenschützin bin, und Spiele meide, in denen ich keine Wahl habe. In Greak: Memories of Azur werde ich gezwungen, große Teile mit Greak zu spielen, der mit so einem kleinen Schwert versucht, gegen die Plage zu kämpfen. Das Tutorial war dabei irgendwie nicht hilfreich, mir zu vermitteln, was ich wirklich alles für Fähigkeiten habe. Im Laufe der Zeit lerne ich von einem der Überlebenden in einem Dorf neue Techniken – die Greak immer mal einfach so im Kampf einsetzt. Da die Charaktere jedoch keine KI haben, muss das an irgendwelchen Knöpfen liegen, die ich so drücke.

Einer der Gründe, warum ich froh war, endlich mit Adara spielen zu können, war der, dass sie einfach noch nicht so viel kann und mit den Knöpfen somit auch nicht so doll überfordert. Dennoch hätte ich mir eine eingehendere Kampfmechanik gewünscht – und vielleicht auch nochmal ein Tutorial, als ich Adara gefunden hatte. Das Tutorial zu den Geschwistern kommt nämlich schon mal ganz am Anfang – und dann trifft man erst wieder gut eine Stunde später auf sie. Eine Erinnerung wäre da ganz nett gewesen.

All das Gemecker mal beiseite: Greak: Memories of Azur steuert sich in den meisten Fällen dafür butterweich. Die meisten Kanten sind gut erreichbar, sodass immerhin der Kletterfrust nicht so groß ist und wenn, dann entsteht der tatsächlich nur, weil ich nicht in der Lage war, richtig abzuschätzen. Das Spiel selbst ist hier gut balanciert und macht Lust auf mehr. Eine Welt, ohne Gegner, dafür aber mit knackigen Rätseln, wäre vielleicht auch angemessen gewesen und hätte bei mir für mehr Spaß gesorgt.

Was ich schade finde, ist der fehlende Koop-Modus: Obwohl es sich hier hervorragend anbietet, kann ich einfach nicht mit Manuel zusammen spielen, sondern muss mich alleine durch Azur kämpfen und dabei zu sehen, wie meine nutzlosen Geschwister einfach erstarren, wenn Gegner in der Nähe sind und sich abknallen lassen. Wieso hat man ihnen keine sinnvolle KI gegeben? Wenigstens so ein bisschen, von mir, dass sie selbst weglaufen und sich in Sicherheit bringen. Aber nein, man verzichtet einfach darauf. Und für mich verzichtet man dabei auch noch darauf, ihnen eine wirkliche Geschichte zu geben. Hier ist viel Potential verschenkt worden. !B

Ein kleiner leuchtender Junge steht mitten im Wald. Vorne rechts im Bild ist ein Baumstamm.

Eine zauberhafte Welt?

Greak: Memories of Azur hatte mich zur Ankündigung 2020 vor allem wegen seiner grafischen Finesse angesprochen und dem stimme ich auch heute noch zu, auch wenn Finesse etwas zu hoch gegriffen ist. Der grafische Stil ist dennoch sehr schön und wirkt von Hand gezeichnet, was der Welt einen besonderen Charme verleiht. Die Grafik würde ich mal als eine der wenigen Stärken im Spiel herauskristallisieren, da sie, finde ich, sehr hübsch geworden ist. Ebenso wie der Soundtrack, der in den richtigen Momenten nach Kampf oder Frieden klingt – auch wenn ein Voice Acting bei den Charakteren wünschenswert gewesen wäre.

Ansonsten lässt sich wenig sagen. Ich hätte mir noch gewünscht, dass es eine Einstellung für den Schwierigkeitsgrad gibt, damit man auch nur der Story folgen kann oder dass ich zumindest meine Charaktere wirklich weiterentwickeln kann. Aber beides wurde bei der Entwicklung nicht bedacht, was ich ebenso schade finde. Dennoch kann ich sagen, dass zumindest auf technischer Seite Greak: Memories of Azur einen guten Job macht: Es ruckelt auf der PS5 nicht, es gibt kein Tearing und die Steuerung ist butterweich. Über alles andere lässt sich bekanntlich streiten.

Doch hütet euch vor Monstern: Mir ist es mehr als einmal passiert, dass ich gegen ein Monster kämpfte, mich heilen wollte und plötzlich in mir direkt ein neues Monster gespawnt ist, sodass ich direkt tot war und wieder einmal den „Game Over“-Bildschirm sah. Gemeine Dinger, diese Gegner. !B

Zu sehen sind einige Plattformen in einer Felswand. Die Höhle ist bläulich. In der Mitte steht ein kleiner Junge, der leuchtet.

Fazit: Lieber ohne mich

Greak: Memories of Azur ist ein gemeiner 2D-Platformer, der dich mit wenigen Lebenspunkten in eine gefährliche Welt schickt, während du auf der Suche nach deinen Geschwistern bist und nebenbei die Plage bekämpfst. Dafür brauchst du ein dickes Nervenkostüm und jede Menge Geduld, denn deine Gegner sind manchmal deutlich gefährlicher und deine gefundenen Geschwister verfügen über keinerlei künstliche Intelligenz, sodass du den „Game Over“-Bildschirm möglicherweise genauso häufig sehen wirst, wie ich. Wenn du 2D-Platformer mit einem schönen Zeichenstill, tollen Soundtrack, einer butterweichen Steuerung und einem enorm hohen Frustpotential magst, ist Greak: Memories of Azur möglicherweise was. Ich habe mich definitiv von der Schönheit blenden lassen und festgestellt, dass das für mich Fassade ohne viel Spielspaß ist. Vielleicht hast du mehr Spaß damit.

ProContra
+ Schöner Soundtrack– Fehlendes Voice Acting
+ Angenehmer Zeichenstil– Kaum nachvollziehbare Geschichte
+ Charaktere mit verschiedenen Fähigkeiten– Nicht gesteuerte Geschwister haben keine KI
+ Steuerung (Sprünge etc.) butterweich– Kampfsteuerung manchmal überfordernd
– Spawnpunkte häufig fies gesetzt
Der Gamer's Palace Score beträgt 56 von 100 möglichen Punkten.

Technik: 72
Grafik: 87
Sound: 80
Umfang: 80
Gameplay: 75
KI: 40

Spielspaß: 40

  • Story: Greak: Memories of Azur erzählt die Geschichte eines Landes, das von einer Plage heimgesucht wird, und einem Jungen, der seine beiden Geschwister sucht.
  • Design/Stil: Wunderschöner Zeichenstil.
  • Musik und Sound: Der Soundtrack passt super, auch wenn mir dennoch ein Voice Acting der Figuren gefehlt hat.
  • Frustpotential: Ha. Ha. Ha. Das ganze Spiel ist für mich ein reines Frustpaket.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Greak: Memories of Azur kostet laut UVP 19,99€, was angemessen ist.

Offenlegung

Wir haben einen Reviewkey zu Greak: Memories of Azur für die PlayStation 5 kostenlos vom Publisher erhalten und auf der PS5 All Digital getestet.

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Beatrice Eichhorn
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