Duru: About Mole Rats and Depression (Steam) im Test

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Mitte 2020 ging die Kickstarter Kampagne zu einem sehr interessant klingenden Plattformer an den Start. Das Spiel des deutschen Studios Twisted Ramble hört auf den Namen Duru: About Mole Rats and Depression und erzählt von der Graumullin Tuli, deren Leben nicht immer einfach ist. Ich habe mit den Titel bei Steam etwas genauer angesehen und bin manchmal vor Frust verzweifelt. Wie sich der Titel auf Windows spielt und warum ich mehrere graue Haare bekommen habe, kannst du in meiner Review nachlesen. !B

Tuli steht auf einer Plattform und denkt an den rübenfressenden Wurm. Sie sieht besorgt aus.

Über Graumulle und Depression

Ich spiele in Duru eine Graumullin namens Tuli, die mit ihrem Rudel in der südafrikanischen Steppe lebt. Jeder Tag gestaltet sich dabei für sie gleich: Sie sucht nach Rüben für ihr Rudel und genießt gemütliche Runden beim Essen mit ihren Freund:innen. So gestalten sich auch die ersten Minuten in Duru, es ist ein entspannender Einstieg, der zu Beginn lediglich von einem Albtraum überschattet wird. Noch ist das nicht weiter dramatisch, aber in diesem Fall der Anfang von etwas Schwerem.

Nach der Nacht mit dem schrecklichen Albtraum fällt Tuli von einer schwierigen Lage in die nächste: Sie sammelt für den Aufseher nicht genügend Rüben, sie denkt, dass sie Schuld daran ist, dass alle Rüben von Würmern zerfressen wurden und überhaupt wird jetzt ihretwegen ihr Volk verhungern. Es sind wirklich schwierige Zeiten, in denen Tuli da ist, und dann gibt es da auch noch die Nachricht von einem großen Monster, das sein Unwesen treibt. Da alles so negativ ist und wenig Hoffnung sichtbar, fällt Tuli in ein Loch und erhält einen düsteren, nutzlosen Begleiter, der sie manchmal an den einfachsten Aufgaben hindert.

Der Begleiter ist die Verkörperung der negativen Gedanken, denen Tuli ausgesetzt ist. Es ist eine Form der Depression, die einen daran hindert, einfache Dinge zu tun und 100 % zu geben. Es ist aber auch eine Form der Depression, die uns allen in schwierigen Zeiten geschehen kann, besonders dann, wenn man sich die aktuelle Weltlage ansieht. Es gibt durchaus noch weitere Formen von Depressionen, doch Duru: About Rat Moles and Depression betrachtet diese Form der Alltäglichkeit.

Es ist eine realistische Umsetzung, vor allem weil später auch Tulis Freund:innen diverse Tipps haben, wie sie wieder fröhlich werden kann: Raus gehen, Sport treiben, Blumen betrachten. Man kennt das. Hilfreich sind diese Tipps fast nie wirklich, sondern immer nur lieb gemeint. Doch so realistisch das Ganze auch dargestellt ist, so sehr hat mich das Gameplay zur Weißglut getrieben.

Besonders schön finde ich, dass Duru mit einer wortlosen Sprache arbeitet. Das bedeutet, dass alle Unterhaltungen und Szenen nur mit Sprechblasen, in denen Bilder sind, erzählt wird. So lässt der Titel einen gewissen Interpretationsspielraum, was nebenbei wirklich geschieht, ohne dabei jedoch die Hauptgeschichte aus den Augen zu verlieren. !B

An einem hölzernen Fahrstuhl steht ein Graumull, der fragt, ob der rübenfressende Wurm noch da ist. Der Fahrstuhl wird durch einen anderen Graumull betrieben.

Über Schalter und durchlässige Böden

Duru: About Rat Moles and Depression ist in erster Linie ein Plattformer. Ich mochte die Elemente zwischen den Leveln, die bei denen auch die Geschichte weitergeht, doch die einzelnen Level sind einfach nicht mein Lieblingsbereich im Spiel – und das hängt nicht nur damit zusammen, dass es sich um einen Plattformer handelt. Doch am besten der Reihe nach.

Bei einem Plattformer hüpft, rätselt und knobelt man sich durch verschiedene Level. Folgt dabei Hinweisen und löse diverse Rätsel, um bis ans Ende zu kommen. In der Regel reihen sich dann noch manchmal Sprungpassagen mit ein, da ich nicht sonderlich gut im rätseln und springen bin, wusste ich, dass ich hier an meine Grenzen stoßen werde. Das tat ich auch, jedoch vollkommen anders als gedacht. Die Level in Duru sind nicht unbedingt komplex, manchmal erfordern sie eher Fingerspitzengefühl, wenn ich beispielsweise einen Stein zu einem Hebel werfen muss, damit dieser aktiviert wird. Ich finde es ein wenig schade, dass viele Level eher genau diesem Muster folgen, sodass ich Hebel oder Schalter aktivieren muss, um irgendwelche Türen zu öffnen, um anschließend weitergehen zu können. Schade ist auch, dass ich keine Übersicht habe, wie viele Rüben ich pro Level gesammelt habe oder welche ich nochmal spielen sollte, um 100 % zu erreichen.

Immerhin gibt es manchmal Bereiche, da knoble ich schon, wie ich die Steine zu den Schaltern bewegen kann. Welchen Winkel brauche ich, um sie zu werfen. Das macht Spaß, könnte nur wirklich ein wenig Abwechslung gebrauchen. Auch wenn das Werfen trotz Spaß auch zu viel Frust geführt hat. Ich kann mit den Pfeiltasten die Richtung festlegen, in die mein Stein geworfen werden soll, allerdings ist das Steuern dieser Richtung echt komplex und meistens haben die Pfeile nicht in die Richtung gearbeitet, in die sie arbeiten sollten. Frustrierender sind da manchmal doch die Dinge, bei denen ich nicht denken würde, dass sie frustrierend sind.

Es gibt Plattformen, die man mit Schaltern bewegen kann und die dann als Fahrstühle dienen. In der Regel sollen das feste Plattformen sein, sodass ich bequem durch die Level komme, allerdings war das bei mir nicht der Fall. Bei mehreren dieser Plattformen konnte ich mich stets nur in der Mitte bewegen: wollte ich nach rechts oder links, um näher zu meinem Ziel zu kommen, fiel ich häufig einfach durch. Ich habe bei manchen bis zu 10 Anläufen gebraucht, bis mir Duru vollkommen feste Plattformen anbot.

Untermalt wurde das Ganze sehr oft damit, dass der Boden generell nicht immer fest ist. Ich weiß gar nicht, wie oft ich durch den Boden gefallen bin, um dann beim letzten Speicherpunkt zurückgesetzt zu werden. Zumal ich, wenn die Depression da ist, nur eine gewisse Entfernung zu meinem nutzlosen Begleiter haben darf, bevor ich zurückgesetzt werde. Immerhin hat mir das das ewige Fallen durch die Spielwelt erspart, weil das Zurücksetzen recht schnell ging. Aber es war enorm frustrierend. Bei manchen Leveln habe ich deswegen schlichtweg Pausen gebraucht, weil ich sonst zu frustriert gewesen wäre.

Gut, dass es kein direktes Game Over oder vielleicht Leben gibt, die man nach jedem Reset verlieren könnte. Sonst wäre es vermutlich noch eine ganze Ecke frustrierender. !B

Auf einem Hügel steht Tuli. Rechts von ihr ist ein Schalter, links von ihr eine Plattform.
Ich habe diese Stelle gehasst: Rechts den Stein auf den Schalter werfen, links auf die Plattform hüpfen und nicht durchfallen und Bel vergessen.

Bel, mein nutzloser Begleiter

Unabhängig von der Technik möchte Duru: About Rat Moles and Depression stellenweise auch frustrierend sein, um zu verdeutlichen, wie anstrengend eine Depression sein kann und dass manchmal die einfachsten Dinge nicht mehr möglich sind, wenn man in einer Phase steckt. Dargestellt wird das durch den dunklen und düsteren Begleiter Bel, den die anderen im Spiel nicht sehen können, der aber immer an Tulis Seite ist. Ich schrieb schon, dass ich mich nicht zu weit von ihm wegbewegen darf – er selbst kann übrigens so weit weg sein, wie er will.

Doch auch bei den einzelnen Leveln ist Bel nutzlos – was aber auch absolut beabsichtigt ist. Besonders, wenn ich mir denke: „Dann lege ich einen kleinen Stein auf einen Schalter“, kommt Bel um die Ecke und tritt den Stein einfach herunter. Doch das ist noch nicht alles, später lernt man, Ranken zu setzen. Sobald ich an diesen hochklettern möchte, frisst Bel die Ranke von unten, sodass sie kürzer wird. Kurzum: Bel wird dir nicht helfen, zumindest nicht bewusst. Es gibt einige Möglichkeiten, da kannst du Bel so austricksen, dass er doch hilfreich ist, doch gewöhne dich da am besten nicht dran.

Ich finde diesen nutzlosen Begleiter mal eine erfrischende Idee, die das Ganze auflockert. Es ist eine gute Darstellung, um zu verdeutlichen, wie die Depression manchmal ist: Man möchte manchmal gerne etwas tun, wird jedoch daran gehindert oder fängt jedes Mal erneut von vorne an.

Fazit: Schwierige Entscheidung

Ich mag die Idee hinter Duru: About Rat Moles and Depression wirklich sehr, um vor allem auch die Depression als solches mehr in den Vordergrund zu stellen und zu zeigen, wie es sein kann. Besonders durch den Einbau des nutzlosen Begleiters, der für die Depression steht, wird nochmal deutlich, wie schwierig es mit einem solchen geistigen Gesundheitsproblem sein kann, Dinge anzugehen und zu erledigen. Allerdings stellt sich für mich der Titel selbst ein Bein, in dem das Gameplay teilweise so kaputt und frustrierend ist, dass es mir keinen Spaß macht, die einzelnen Level mit ihrer Knopf-und-Schalter-umleg-Monotonie zu entdecken. Hier sollte dringend nochmal nachjustiert werden, da Duru sonst die eigentliche und wichtige Botschaft verfehlt.

ProContra
+ Gute Darstellung der Depression durch nutzlosen Begleiter– Frustrierende Wurfmechanik
+ Wortlose Sprache mit Interpretationsspielraum– Monotonie in den Leveln (immer nur Schalter/Knöpfe drücken)
+ Sehr wichtige Botschaft rund um Depression– Boden ist durchlässig, was zu sehr häufigen Resets führt
– Frustrierende Mechanik, die stellenweise defekt ist
– Keine Anzeige, wie viele Rüben man bereits gesammelt hat (in der Levelübersicht)

Offenlegung

Wir haben einen Key zu Duru: About Rat Moles and Depression vom Publisher erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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