Story of Seasons: A Wonderful Life (Switch) im Test

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Wenn ich ehrlich bin, bin ich ein großer Fan von den älteren Story of Seasons Spiele, die damals noch unter dem Namen Harvest Moon hierzulande erschienen sind. Mittlerweile sind es zwei vollkommen getrennte und ein wenig verschiedene Reihen geworden, die beide sicherlich ihren Charme versprühen. Ich hatte Story of Seasons: A Wonderful Life gar nicht so wirklich auf dem Schirm und war sehr überrascht, als plötzlich ein Review Key für die Switch in meinem Postfach lag. Wie sich dieses Slice of Life Game nun auf der Switch spielt, findest du in meiner Review heraus. !B

Ein Mann mit Vollbart und Blumenhut, um den Schmetterlinge schwirren, sitzt auf einer Holzbrücke und fragt nach Geld, weil er gerne auf die Kokosinsel reisen möchte.

Willkommen im Vergessenen Tal

Story of Seasons: A Wonderful Life beginnt mit dem Schreiben eines alten Freundes an seinen verstorbenen Freund. Gemeinsam hatten sie eine Farm im Vergessenen Tal, doch nun ist es an der Zeit, dass das Grundstück an die nächste Generation übergeht – und da komme ich ins Spiel. In einem Editor entscheide ich, wie ich aussehen will. Ganz am Ende wartet dann die Entscheidung darauf, welche Pronomen ich nutzen möchte. Denn die Story of Seasons Reihe bietet schon seit einigen Ausgaben die Möglichkeit, nicht nur männlich oder weiblich zu sein, sondern auch nichtbinär, was ich persönlich sehr begrüße. Generell hat auch keiner der Charaktere, die ich heiraten kann, Präferenzen. So kann ich schlichtweg wählen, wen ich möchte. Das gefällt mir gut.

Generell gefällt mir in Story of Seasons: A Wonderful Life, dass sich das Vergessene Tal auch weiterentwickelt. Im Laufe der Zeit kommen zum Beispiel neue Bewohner:innen ins Dorf, andere gehen weg, neue Häuser werden gebaut und alles entwickelt sich weiter. Ebenso wie die Jahreszeiten: Es gibt keine plötzlichen Sprünge mehr zwischen verschneiten Winter und Frühlingsanfang. Die einzelnen Jahreszeiten gehen fließend ineinander über, dass zum Beispiel am Ende des Winters der Schnee langsam zu Regen wird oder die Natur langsam grüner wird. Auch das gefällt mir ziemlich gut und verleiht dem Titel eine gewisse Lebendigkeit, die ich doch manchmal in der Reihe vermisst habe.

Jede Jahreszeit in Story of Seasons: A Wonderful Life dauert zehn Tage an und weil die Jahreszeiten so kurz sind, ist auch kaum Platz für Festivals. Deswegen gibt es in der Regel nur einen Tag pro Monat, an dem etwas stattfindet. Das finde ich in Ordnung und ist nicht übertrieben, so kann ich mich besser auf die Landwirtschaft konzentrieren, die hier wieder eine größere Rolle spielt. !B

Die Einfachheit des Farmings

Es ist noch gar nicht so lange her, da sagte ich zu Manu, dass ich mir mal wieder ein Farmingspiel wünschen würde, bei dem ich mich einfach nur um die Farm kümmern kann. Keine großen Questreihen. Keine Wahl zwischen hunderttausend Aktivitäten. Einfach nur pflanzen, gießen, streicheln, melken, schlafen. Das mag langweilig klingen, aber das war damals überhaupt das, wie ich zur Harvest Moon Reihe kam und ein Fan wurde.

Story of Seasons: A Wonderful Life ist genau die Art von Spiel, die ich gesucht habe. Es gibt wenig abseits zu tun, sodass ich ganz einfach meine Farm bewirtschaften kann. Ich entscheide, wie viele Kühe oder Schafe ich will, oder ob doch noch eine Ziege einzieht, und was ich sonst noch so anpflanzen will. Im Laufe der Zeit habe ich noch die Möglichkeit, meine Pflanzen miteinander zu kreuzen, um andere Pflanzen zu erhalten. Aber das war’s. Hier gibt es keine nervigen Questreihen, bei denen man nicht weiterkommt, weil ein Event nicht auslöst, oder Aufgaben, für die man 100 Tomaten irgendwohin bringen muss. Und so finde ich Entspannung zwischen meinen Feldern.

Wer jetzt jedoch denkt, dass ich zwei Spielstunden nach dem Schlafen wieder ins Bett geht, irrt sich. Denn in Story of Seasons: A Wonderful Life ist es nicht damit erledigt, dass ich früh mein Feld gieße. Tatsächlich bedarf alles zweimal Aufmerksamkeit am Tag: Einmal morgen, einmal am Nachmittag. Das sorgt dafür, dass ich mir mehr Zeit nehme, dass ich auch mal zuhöre und manchmal auch einfach nur dem Soundtrack lausche, um ein Teil der Natur zu sein. Mir persönlich gefällt das, abseits des Trubels in anderen Spielen, richtig gut und sorgt auch dafür, dass ich Story of Seasons: A Wonderful Life nicht so schnell aus den Händen lege. !B

Liebe und Romantik

Was ich prinzipiell an den älteren Teilen der Story of Seasons Reihe liebe, sind die einzelnen Geschichten, die jeder Charakter mit sich bringt. Da ist zum Beispiel Cecilia vom Nachbarhof, die mir in ruhiger Minute anvertraut, dass sie jemand Fremden heiraten soll. Oder Matthew, der mir beichtet, dass er Gefühle für Cecilia hegt. Jede:r kommt mit einer eigenen Geschichte daher, zu der ich ein Teil werde. Das macht die Figuren auch so lebendig und sorgt dafür, dass die Welt nicht nur durch die Natur zu einer wirklichen Welt wird. Es gibt in Story of Seasons: A Wonderful Life eine Geschichte, die mir fast das Herz bricht, doch diese möchte ich nicht spoilern.

Ein bisschen schade finde ich nur, dass sich die Monologe, die die einzelnen Figuren so verwenden, über die Jahre kaum anpassen. Auch nach meiner Hochzeit im Spiel merkt man weder Vesta noch Cecilia an, dass ich Vestas Bruder Matthew geheiratet habe. Er ist einfach aus ihrem Leben radiert wurden und wohnt jetzt halt bei mir. Doch niemand geht darauf ein. Nur bei den Festen wird mal gesagt, dass ich mit der ganzen Familie da bin, aber mehr nicht. Das ist schade und macht die Lebendigkeit der Welt wiederum ein bisschen zunichte. Cecilia erzählt mir auch nach zwei Jahren, obwohl ich kurz davor war, sie zu heiraten, immer noch dasselbe. Hier müssen alle Spiele noch ein bisschen was nachholen.

Dafür erhalte ich recht schnell im Spiel ein Kind, das ich nach einigen Spieljahren auch im Hof einsetzen kann. Das ist wiederum cool. So ist das nicht so nutzlos wie in anderen Titeln. Generell würde ich mir noch wünschen, dass auch die Person, die ich heirate, bestimmte Aufgaben übernehmen kann – zumal Matt auch immer so was sagt wie, dann helfe ich mal beim Stall ausmisten oder so. Er würde also schon, wenn er könnte, er darf nur nicht. !B

Ein kleines Mädchen mit braunen Haaren in einem blauen Kleid schaut anklagend und sagt: "Ich bin kein Kind mehr, Mama."

Die Überarbeitung

Bei Story of Seasons: A Wonderful Life handelt es sich um eine überarbeitete Form eines alten PS2/Gamecube Spiels, das ich damals mal flüchtig spielte. Es hat mich aber nie auf Dauer gefesselt, weil ich die Grafik teilweise abschreckend und sehr dunkel fand. Es war ein düsteres Vergessenes Tal für mich. Doch die Überarbeitung für die Nintendo Switch kann sich sehen lassen. Alles ist so viel heller und schöner als noch vor rund 20 Jahren. Ein bisschen schade sind jedoch die aufploppenden Elemente, da nicht immer alles gleichzeitig lädt. Viele Elemente wie Gras oder Pflanzen laden erst nach, wenn ich mich ein wenig nähere. Das ist jedoch nicht weiter dramatisch.

Ich fand am Anfang die Steuerung verwirrend, da ich mit R1 zwischen meinem Rucksack und meiner Werkzeugtasche hin und her wechsle, um so auf die einzelnen Inhalte zugreifen zu können. Das hat mich am Anfang wirklich ein wenig verwirrt, erst nach einiger Zeit hatte ich es so verinnerlicht, dass ich nun nicht mehr die Stirn runzle. Am meisten nervt mich jedoch das Einkaufen.

Während ich mittlerweile in Spielen einfach alles, was ich kaufen will, in meinen „Einkaufskorb“ räume und dann zur Kasse gehe, geht das in Story of Seasons: A Wonderful Life nicht. Hier darf ich jedes Element einzeln kaufen, zwar immer auch in höherer Stückzahl, aber nicht mehreres gleichzeitig. Also als Beispiel muss ich erst Tomatensamen kaufen, dann werde ich gefragt bin, ob ich fertig bin oder noch mehr will, dann kann ich weitere Samen kaufen. Das wurmt mich. Auch wenn Van, der Händler aus der Stadt da ist, kann ich bei ihm Dinge verkaufen, weiß aber nie vorher, wie viel ich wirklich bekomme. Das sind zwar Kleinigkeit, doch sie nagen an mir und ich frage mich, ob man das in der Überarbeitung nicht auch hätte vereinfachen können. !B

Fazit: Ich bleibe noch ein bisschen hier

Die Bewertung zeigt einen Score von 89 an.

Ich hatte vor einigen Wochen nicht gedacht, dass ich mit Story of Seasons: A Wonderful Life wirklich Spaß haben könnte und nun sitze ich hier und will „nur noch schnell den nächsten Tag noch erleben“. Ich fühle mich im Vergessenen Tal wohl, auch wenn die Charaktere auch nach Jahren die immer selben Sprüche auf den Lippen haben und auch wenn ich nicht überschüttet werde mit Events oder wenn das Gras erst nachlädt. Ich bin der Einfachheit meiner Farm verfallen und mache jeden Tag zu meinem Highlight, ohne tausend verschiedene Questreihen vor mir zu haben. Das entspannt mich ungemein, ohne mir auf den Keks gehen. Story of Seasons: A Wonderful Life setzt(e) damals wie heute andere Maßstäbe und nimmt das Farming in Farminggame einmal ernst, was ich persönlich erfrischend finde.

ProContra
+ Gute Überarbeitung– Nach Hochzeit scheint Partner:in ausradiert zu sein
+ Entwicklung des Dorfes und der Jahreszeiten– Einkaufen/Verkaufen ist nicht eingängig
+ Kreuzungen der Pflanzen möglich– Elemente laden nach
+ Keine Überladung durch viele Quests oder Aktivitäten– Auch nach Jahren sagen alle dieselben Texte
+ Entspannendes Gameplay, das sich nur auf Farming fokussiert– Steuerung zunächst verwirrend
+ Freiheiten bei Charaktergestaltung und Hochzeitswahl

Offenlegung

Ich habe einen Key für Story of Seasons: A Wonderful Life kostenlos vom Publisher erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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